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Der Offene Brief an die BAG WfbM und WRD


Deutschland hat, wie jedes Land, das die Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verbindlich anwendet und umsetzt, regelmäßig zu berichten, wie weit es mit der Umsetzung vorangekommen ist. Deutschland steht u.a. auch wegen dem Festhalten an den Werkstätten für behinderte Menschen, die nachweislich nicht inklusiv sind, in der Kritik.

Am 01. Oktober 2018 veröffentlichten die Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) gemeinsam mit der Vertretung der Werkstattbeschäftigten (Werkstatträte Deutschland) eine Stellungnahme zum Staatenbericht. Darin heißt es u.a.:

"Werkstätten sind Teil der Lösung und nicht des Problems, denn sie machen den Arbeitsmarkt in Deutschland erst inklusiv."


Weil diese Aussage fachlich nicht zutreffend ist, liegt nahe, dass hier interessengeleitet argumentiert wurde. Mit der UN-Behindertenrechtskonvention ist diese Aussage nicht kompatibel. Vielmehr straft sie gleichermaßen diejenigen Lügen, die sich (beruflich, ehrenamtlich....) für Inklusion einsetzen und auch diejenigen, die als Betroffene auf ihre Umsetzung warten.

So war es relativ schnell klar, dass dem widersprochen werden musste. Mit Herrn Heinz Becker fand ich einen weiteren Mitstreiter und am 03.12.2018, der 03. Dezember wird schon seit Jahren traditionell als "Internationaler Tag der Menschen mit Behinderungen" begangen, verschickten wir als "Initiative Inklusion" den unten eingefügten Brief.


Die Reaktionen waren recht eindeutig: Wer auf Inklusion hofft, befürwortete und zeichnete mit und wer Inklusion eher als bedrohlich erlebt, reagierte abwehrend und mitunter auch ausfällig.

Bis zum Ende der Zeichnungsfrist, dem 04. Mai 2019, wurde der Brief von 103 Personen mitgezeichnet. Es ist auffällig, dass eine relativ hohe Zahl Wissenschaftler*innen aus dem Bereich der Sozialen Bereich mitgezeichnet haben. Der Brief fand auch international Beachtung.

Weil es nicht das Ziel war, eine neue Protestbewegung zu gründen, sondern lediglich ein klares Statement abzugeben, haben wir als "Initiative Inklusion" keine weiteren Aktivitäten unternommen. Allerdings haben wir angeregt, dass sich die Bundesregierung mit dem "Konstrukt WfbM" befassen sollte. Wir sind der Ansicht, dass eine Enquete-Kommission zu diesem Thema ein geeignetes Mittel ist, dieses dicke Brett zu bohren.

Ähnlich wie seinerzeit die Ergebnisse der Untersuchung der Psychiatrischen Versorgungslage den Startschuss zur Psychiatriereform gab, könnte eine Enquete-Kommission, die die Strukturen der Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen untersucht, hier den Impuls zu Reformen geben!


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